Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bitburg (Kreis Bitburg-Prüm)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version
   
 In Bitburg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht vermutlich in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, wenngleich die Zahl der jüdischen Einwohner erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Zuzug einiger Familien zugenommen hat.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1824 5 jüdische Einwohner, 1842 19, 1843 12, 1848 14. Um 1875 waren es sieben bis zehn jüdische Familien, 1895 42 jüdische Einwohner.  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde seit 1878/79 eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad (im Gebäude der Synagoge, vgl. Bericht von 1877) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - vermutlich seit Bestehen einer Synagoge am Ort 1878 (siehe Ausschreibungen unten) ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Trier. Langjährige Gemeindevorsteher waren im 19. Jahrhundert/Anfang 20. Jahrhundert Judas Simon (vor 1878 bis nach 1900; 1878 unterschreibt beim Spendenaufruf für den Synagogenbau auch der Manufakturwarenhändler Hermann Pelzer), danach Albert Lewy (um 1908/12).  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Josef Joseph-Lion (geb. 15.8.1879 in Welschbillig, gest. 17.12.1918 in Gefangenschaft) und Leutnant Hermann Pelzer (geb. 10.8.1889 in Bitburg, gef. 7.10.1917).    
 
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde 55 Personen gehörten (1,3 % von insgesamt etwa 4.000 Einwohnern; 1925 waren es 60 Personen), waren die Gemeindevorsteher Isidor Mayer, Carl Pelzer und Heymann Joseph. Die sechs schulpflichtigen Kinder der jüdischen Familien erhielten privaten Religionsunterricht durch Lehrer S. Simon aus Trier. An jüdischen Vereinen wird damals ein Jüdischer Frauenverein genannt (gegründet 1914; 1924 unter Leitung der Frau von Albert Pelzer und 12 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Frau Kaufmann, Bahnhofstraße mit 18 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Wohlfahrtspflege). 1932 waren die Gemeindevorsteher (Heymann Joseph (1. Vors., wohnt Karrenweg), Siegmund Kallmann (2. Vorsitzender und Schriftführer, wohnt Glockenhäuschen). Als Lehrer und Kantor der Gemeinde war David Mandel tätig (wohnhaft Karrenweg 8). Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 12 Kinder der Gemeinde.  
      
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 65  Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Mindestens 17. jüdische Einwohner konnten emigrieren (davon 15 in die Vereinigten Staates), andere verzogen in verschiedene Orte/Städte Deutschlands, von denen sie teilweise noch emigrieren konnten, teilweise deportiert wurden. Die letzten acht jüdischen Einwohner wurden 1942 von Bitburg aus deportiert. 
     
Von den in Bitburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Irma Irene Apfel geb. Levy (1903), Elise Barth geb. Meyer (1874), Adelheid Ehrlich geb. Levy (1864), Rike Ermann geb. Kallmann (1884), Julius Hornung (1886), Jakob Juda (1893), Walter Juda (1889), Johanna (Jeanne) Kahn geb. Levy (1896), Else Kallmann (1921), Alexander (Alex) Ernst Kallmann (1922), Else Kallmann (1921), Kurt Benno Kallmann (1923), Silve (Silwe) Kallmann (1888), Sofie Kallmann geb. Jakobs (1890), Leo Kaufmann (1878), Max Kaufmann (1876), Rosa (Rose-Sara, Rosalie) Kaufmann geb. Meyer (1876), Abraham Levi (1879), Else Levi geb. Feist (1884), Joseph Levy (1901), Paula Levy geb. Levy (1890), Berta Meier geb. Strauss (1884), Isidor Meier (1881), Sophie Meier geb. Meyer (1890), Silve Wolf (1929). 
              
              
              
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1878 / 1889 / 1890 / 1891 / 1892 / 1900 / 1908 / 1912 / 1928  

Bitburg Israelit 01051878.jpg (46416 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1878: "Die israelitische Gemeinde Bitburg, nur aus einigen Familien bestehend, wünscht einen unverheirateten Lehrer zu engagieren, welcher ausschließlich nur Religionsunterricht zu erteilen hat. Befähigung als Vorbeter gleichzeitig erwünscht. Freie Station könnte der Betreffende sich dadurch erwerben, wenn er die Überwachung einiger Knaben nebenbei übernehmen. Franco-Offerten beliebe man Simon Juda, Bitburg, Regierungsbezirk Trier, zu richten".
 
Bitburg Israelit 05061878.jpg (47268 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1878: "Zum sofortigen Eintritt ein jüdischer Religionslehrer gesucht. Bedingungen folgende: unverheiratet, etwas Vorbeter und Schochet erwünscht. Durch Letzteres könnte die Stelle etwas ergiebiger werden, Zahl der Kinder 10. Unterricht nur Religion. Überwachung zweier Knaben außer den Schulstunden. Gehalt jährlich ohne freie Station 600 Mark und mit freier Station 400 Mark. Gefällige Franco-Offerten nimmt entgegen S. Juda in Bitburg bei Trier."
 
Bitburg Israelit 01041889.jpg (24736 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1889: "Die israelitische Gemeinde zu Bitburg sucht per 15. Juni einen unverheirateten Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt bei etwas Nebenverdienst ca. 800 Mark.   Der Vorstand."  
 
Bitburg Israelit 14071890.jpg (35017 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1890: "Die israelitische Gemeinde Bitburg bei Trier sucht zum sofortigen Eintritt einen Kantor und Religionslehrer. Gehalt 400 Mark nebst freier Station. Nur Unverheiratete werden berücksichtigt mit anständigem Benehmen und Aussehen. Polen ausgeschlossen. 
Der Vorstand
."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1890: "Die israelitische Gemeinde zu Bitburg sucht per sofort einen unverheirateten, seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800 Mark bei freier Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten an S. Juda, Vorsteher."   
 
Bitburg Israelit 12011891.jpg (32290 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1891: "Die israelitische Gemeinde zu Bitburg sucht per sofort einen unverheirateten, seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800 Mark bei freier Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten an S. Juda, Vorsteher."
 
Bitburg Israelit 26031891.jpg (26641 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Die israelitische Gemeinde zu Bitburger sucht per sofort einen unverheirateten, seminaristisch gebildeten Lehrer und Kantor. Gehalt 800 Mark bei freier Wohnung und Heizung. Offerten nebst Photographie erbeten an S. Juda, Vorsteher."
 
Bitburg Israelit 14031892.jpg (12726 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1892: "Die Gemeinde Bitburg sucht per Mai einen Religionslehrer und Kantor (unverheiratet und kein Pole.)".
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900
"Die Gemeinde Bitburg sucht per sofort einen unverheirateten feinen gebildeten Lehrer und Kantor bei fixem Gehalt vom 1.000 Mark. Näheres durch 
Simon Juda, Vorsteher".  
 
Bitburg Israelit 311219087.jpg (48825 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1908
"Bitburg, Regierungsbezirk Trier. 
Durch Krankheit unseres früheren 
Lehrers und Kantors 
ist die Stelle neu zu besetzen. Wir suchen einen seminaristisch gebildeten Herrn, wenn möglich musikalisch. Gehalt 1.200 Mark. 
Der Vorstand. 
Albert Levy."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1912
"Die Gemeinde Bitburg sucht einen seminaristisch gebildeten 
Lehrer und Kantor, 
wenn möglich musikalisch. Anfangsgehalt Mark 1.200. Nebenverdienst nicht ausgeschlossen. 
Der Vorstand 
i.V. Albert Levy."  
    
Bitburg Israelit 09081928.jpg (30512 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1928
"Suchen sofort einen 
Lehrer

Kantor und Religionslehrer. Schochet bevorzugt. Gehalt nach Gruppe 7. 
Bitburg
, Bezirk Trier. 
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde."    
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 12. Oktober 1928
"Die Lehrerstelle der Gemeinde in Bitburg ist neu zu besetzen. Gesucht wird sofort ein unverheirateter 
Lehrer und Kantor.
Besoldung nach Gruppe 7. Schochet bevorzugt. 
Der Vorstand
."   

  
  
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   

Einige Informationen und Dokumente zu mehreren der aus Bitburg nach der Deportation umgekommenen Personen 
(erhalten von Angehörigen der Personen)  
Vorbemerkung: drei der in der obigen Liste der aus Bitburg ermordeten Personen waren Schwestern aus Beurig bei Saarburg; sie waren die Ehefrauen von drei Familienvätern in Bitburg, von Isidor Barth, Max Kaufmann und Isidor Meier. 
-  Elise Barth geb. Meyer ist am 19. Dezember 1874 in Beurig bei Saarburg geboren als Tochter von Leopold (Jehuda Levi) Meyer (1844-1916) und der Johannette (Jeanette) geb. Zirndörfer (1848-1906); sie lebte später in Bitburg, wo sie mit Isidor Barth verheiratet war (gest. 1937 in Bitburg), zuletzt (1938) in Köln; sie flüchtete 1939 nach Belgien (Weywertz, Brüssel, Écaussinnes, Mechelen) und wurde ab Mechelen (Malines) 1942 nach Auschwitz deportiert (für tot erklärt). 
Rosa (Rosalie) Kaufmann geb. Meyer ist am 27. Juli 1876 in Beurig geboren (Schwester von Elise und Sophie). Sie lebte später in Bitburg (Bahnhofstraße 10), wo sie mit Max Kaufmann (gest. 1934) verheiratet war; zuletzt in Köln, von wo aus sie nach Belgien flüchtete (Meywertz, Brüssel, Écaussines, Mechelen). Sie wurde ab Mechelen (Malines) 1942 nach Auschwitz deportiert (für tot erklärt).  
Sophie Meier geb. Meyer ist am 12. Januar 1890 in Beurig geboren (Schwester von Elise und Rosa). Sie lebte später in Bitburg, wo sie mit Isidor Meier verheiratet war. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Änni (später nach Argentinien emigriert), Edith Settchen (geb. 1910 in Bitburg, war später verheiratet mit dem Juristen Dr. Otto Weill, Syndikus der Firma Lissauer/Degussa in Köln; sie überlebte Bergen-Belsen, ihr Mann ist umgekommen, Edith starb 2002 in Tamarac, USA als Edith Lieber), Arnold (geb. 1921 in Bitburg, später nach Argentinien emigriert). 1938 verzogen Sophie und Isidor Meier nach Köln; 1939 Emigration nach Amsterdam; 1943 Deportation der beiden nach Sobibor, wo sie ermordet wurden.     
  
Beurig Familie Meyer Dok 021.jpg (41705 Byte) Beurig Familie Meyer Dok 022.jpg (40615 Byte) Beurig Familie Meyer Dok 013.jpg (279867 Byte)
Elise Barth geb. Meyer
(geb. 1874, lebte in Bitburg, zuletzt in Köln;
 ermordet in Auschwitz 1942)
(Foto: Allgemeen Rijksarchief - 
Vreemdelingen Politie - Brüssel)
Rosa (Rosalie) Kaufmann geb. Meyer 
(geb. 1876, lebte später in Bitburg, zuletzt 
in Köln; ermordet in Auschwitz 1942)
(Foto: Allgemeen Rijksarchief - 
Vreemdelingen Politie - Brüssel)
Liste des "Association des Juifs en Belgique",
 Lokalkomitee Charleroi von (nach 
deutscher Maßnahme 25/11/1941) mit
 Nennung von Elise und Rosalie Meyer 
(Quelle: CEGES-SOMA, Brüssel) 
     
Beurig Familie Meyer Dok 020.jpg (121834 Byte) Beurig Familie Meyer Dok 014.jpg (242765 Byte) Bitburg SMeyer KKAm010.jpg (123459 Byte)  Sophie MEYER.jpg (122920 Byte)
Transportliste vom 8. Oktober 1942
mit Nennung von Elise und Sara Meyer
(Quelle: Dienst Oorlogsslachtoffers 
- Brüssel)
Nennung von Elise und Sara Rosa Meyer 
in einem "Judenregister" von Ecaussines 
1942 (nach deutscher Maßnahme 28/10/1940);
 
Quelle: Joods Museum van Belgie - Brüssel)
 Erinnerungen an das Schicksal von 
Sophie Meier geb. Meyer
: links Karte des
 Einwohnermeldeamtes Amsterdam über ihre
 Adressen in Amsterdam 1939-43; rechts das
 von ihrer Tochter Edith 1999 für Yad VaShem
 in Jerusalem ausgefüllte Gedenkblatt 
     
      

  
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Hermann Pelzer (1890)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890: "Suche für bald eine gewandte erste Verkäuferin, welche mit der Manufakturwarenbranche vertraut ist. Selbstgeschriebene Offerten mit Photographie, Zeugnissen und Gehaltsansprüchen erbeten. 
Ferner findet ein Lehrmädchen aus guter Familie Stellung in meinem Hause. Hermann Pelzer, Bitburg bei Trier."  

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Zunächst - frühestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts - wurde ein Betsaal in einem der jüdischen Häuser eingerichtet (im nachstehenden Bericht wird vom "bisherigen Betlokal" gesprochen, das "nicht mehr ausreichte, den Gottesdienst abzuhalten". Nachdem um 1875 die Zahl der jüdischen Familien auf sieben bis zehn Familien angestiegen ist, konnte die Gemeinde an den Bau einer Synagoge denken. Eine solche wurde seit 1877 erbaut. Am Freitag vor dem 1. Ijjar 5637, dem 13. April 1877 konnte feierlich die Grundsteinlegung vorgenommen werden. Der Bau der Synagoge überstieg freilich die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde, sodass man im Laufe des Jahre 1878 dringend nach Spendern für die Synagoge suchte (siehe Anzeige unten).
    
Grundsteinlegung der neuen Synagoge (April 1877)  

Bitburg Israelit 25041877a.jpg (79813 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1877: "Bitburg, Regierungsbezirk Trier, 16. April (1877). Von der israelitischen Gemeinde unseres Kreisstädtchens ist noch nie eine Kunde in die Öffentlichkeit gedrungen, umso eher werden Sie nicht abgeneigt sein, uns die Spalten Ihres geschätzten Blattes zu öffnen, wenn wir fürs erste Mal in der Lage sind, eine erfreuliche Mitteilung machen zu können. 
Am vergangenen Freitag, Monatsanfang Ijjar, hatten wir außer dem Monatsanfang auch noch eine andere Veranlassung uns sagen zu können: ‚Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns fröhlich sein und uns an ihm freuen’, denn an diesem Tage hatte unsere Gemeinde das Glück und die Freude, die Grundsteinlegung zu der neu zu erbauenden Synagoge in solenner Weise zu feiern. Zu diesem Zwecke hatten sich sowohl sämtliche jüdischen Familien als auch die städtischen Behörden sowie verschiedene andere Ehrengäste unserer christlichen Mitbürger auf dem Festplatze eingefunden. Die mit großem Beifall aufgenommene Festrede hielt Herr Michel Levy aus Trier. An-
Bitburg Israelit 25041877b.jpg (219930 Byte)knüpfend an den Ausruf: ‚Wie lieblich sind deine Zelte, Jakobs…’ gelang es dem Redner, obgleich er noch nie Gelegenheit hatte, eine derartige Rede zu halten, die geschichtliche Entwicklung der neu erstandenen Betstätten von dem ersten Grundsteinleger zu einer solchen, von unserem Vater Jakob bin in neuerer Zeit, mit innigen und ergreifenden Worten glänzend auszuführen. Gleichzeitig suchte er Namens der israelitischen Gemeinde dem innigsten Dank Ausdruck zu geben, dessen sich die städtische Verwaltung sowohl durch ihre rege Teilnahme als auch durch angemessene Unterstützung in hohem Grade verdient gemacht hat. Es ist überhaupt ein erfreuliches Zeichen von Toleranz und Humanität, dass eine städtische Behörde nicht mehr das religiöse Bekenntnis in Betracht zieht, sondern das Bestreben seiner Mitbürger anderer Konfessionen zu würdigen weiß. Sodann verlas Herr Levy die auf diesen Bau Bezug habende, in hebräischer und deutscher Sprache abgefasste Denkschrift, welche mit einigen der neuesten Münzen in eine Büchse verschlossen, vom Herrn Landrat in den Grundstein eingelegt wurde, der auch mit dem Wunsche, dass Gott dieses Werk und die israelitische Gemeinde segnen möge, den ersten Hammerschlag tat. 
Den zweiten tat der Herr Bürgermeister, den dritten der Herr Kreisbaumeister, der in uneigennütziger Weise den Plan angefertigt und trotz vieler Mühe und Arbeit mit Rücksicht auf die kleine Gemeinde auf jedes Honorar verzichtete. … Ein erhebendes und dem Momente angepasstes Gebet für das Gedeihen des Baues sowie für das Heil des Landesfürsten, des Vaterlandes, der hohen Behörden von Staat und Stadt und der israelitischen Gemeinde schloss den feierlichen Akt. Das ganze Fest verlief in einer der Bedeutung würdigen Weise. Schließlich sei uns noch gestattet, zu bemerken, dass unser bisheriges Betlokal, so klein die Gemeinde auch ist, doch nicht mehr ausreichte, den Gottesdienst abzuhalten, und es war gewiss kein Übermut, dass wir uns zu dem Bau einer neuen Synagoge entschlossen haben. Aber die Gemeinde ist schwach, sie besteht aus 10 Familien, von denen, trotz aller Bereitwilligkeit, kaum die Hälfte in der Lage ist, auf die Dauer größere Opfer zu bringen. Da kein anderer als ein sehr teurer Bauplatz zu akquirieren war, und der Bau, ganz unseren Verhältnissen angemessen, mit einem rituellen Bad (Mikwe) dennoch sehr viel Geld kostet, so sehen wir uns in die Notwendigkeit versetzt, den frommen Sinn und die Wohltätigkeit unserer Glaubensbrüder in Anspruch zu nehmen, auf dass es uns gelingen möge, zum Nutzen und Frommen unserer Gemeinde diesen Bau mit Gottes Hilfe zur Vollendung zu bringen. Hierzu gebe der Allmächtige seinen Segen, und lasse uns so glücklich werden, recht bald von der Einweihungsfeier in diesen Blättern berichten zu können. S…."

Spendenaufruf zum Bau einer neuen Synagoge (August 1878)

Bitburg Israelit 21081878.jpg (123018 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1878: "Aufruf! Als Vertreter der hiesigen unbemittelten Gemeinde, welche sich notgedrungen ein neues Gotteshaus schaffen muss, zu dessen Kostentilgung voraussichtlich die bestehenden Verhältnisse leider niemals ausreichen werden, betreten wir durch Gegenwärtiges einen Weg, auf dem bewährtermaßen alle guten jüdischen Herzen uns freudig entgegenkommen. Es ist der Weg der Mildtätigkeit. Es gilt der Unterstützung eines uneigennützigen religiösen Bestrebens, bestehend in dem Aufbau der ersten Synagoge der Eifel. Die Notwendigkeit dieses Baues war umso dringender geboten, als unsere, in so vielen kleineren Orten der Umgegend zerstreut wohnenden armen Glaubensbrüder, trotz ihrer treuesten Anhänglichkeit an Religion, sozusagen niemals einem Gottesdienste beiwohnen konnten, wenn sich dieselben nicht des Opfers einer circa 10 Stunden weiten Reise nach Trier und den sich hieran anknüpfenden Unkosten unterziehen wollten.  
Die kleine Gemeinde Bitburg, als Zentralpunkt dieser zerstreut Wohnenden, aus nur sieben Mitgliedern bestehend, wovon jedoch nur die Hälfte leistungsfähig, beschloss, diese traurigen Zustände für immer zu beseitigen. Durch diesen Beschluss wurden die wenigen Beitragenden bis allhier schon so hart mitgenommen, dass die noch bleibende Last von ca. 6.000 Mark selbst von jenen fortan nicht weiter getragen werden kann. Die kleinsten Gaben sind uns willkommen. Durch dieses notgedrungene Hilfsmittel hoffen wir unsere Last wesentlich zu erleichtern. Hochachtungsvoll. H. Pelzer  S. Juda, Gemeindevorstand. Bitburg in der Eifel, August 1878. (Auch die Expedition des ‚Israelit’ ist bereit, Gaben in Empfang zu nehmen)."

  
Ein Bericht zur Einweihung der Synagoge konnte noch nicht gefunden werden. Sie dürfte 1879 vorgenommen worden sein. Erbaut wurde eine Synagoge in neuromanischem Stil mit Rundbogenfenstern (im Saal dreiteilig gestaffeltes Fenster), Lisenen und Rundbogenfriesen mit einer apsisartigen Toranische. Das Gebäude stand etwas erhöht auf einem eingefriedeten Grundstück.    
 
Die Synagoge in Bitburg blieb Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens bis 1938. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und verwüstet. Das Gebäude blieb bestehen, wurde jedoch bei einem Bombenangriff an Weihnachten 1944 zerstört. Die Ruine wurde nach Klärung des Restitutionsverfahrens 1951 im darauf folgenden Jahr 1952 abgebrochen. Das Grundstück war in den Besitz eines Mineralölkonzerns gekommen, das auf dem Grundstück eine Tankstelle erbaute, die 1975 weiterverkauft wurde. 
 
Heute befindet sich auf dem früheren Synagogengrundstück ein Parkplatz mit einer Gedenktafel. Die Anbringung dieser Gedenktafel konnte auf Grund der Initiative junger Menschen (Aktionsgemeinschaft 8. Mai) nach dem Besuch des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan 1985 auf dem Soldatenfriedhof Bitburg vorgenommen werden.     
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:   Rautenbergstraße / Neuerburgstraße / Römermauer  
   
   
   
Fotos 
(Quellen: die Historische Karte von Bitburg wurde eingestellt in www.synagogen.info durch William L. Gross, Tel Aviv; das historische Foto ist aus dem Buch des Landesamtes s.Lit. S. 117).

Historische Aufnahmen der 
Synagoge in Bitburg
Bitburg Synagoge 101.jpg (79958 Byte) Bitburg Synagoge 100.jpg (84796 Byte)
  Die ehemalige Synagoge - erkennbar der 
im Westen vorgestellte Anbau, der als
 Vorraum zur Männersynagoge und als
 Aufgang zur Frauenempore diente
Auf diesem Foto ist das dreiteilige
 gestaffelte Fenster zu sehen, gleichfalls 
der westliche Anbau und die östliche
 apsisartige Toranische
       
   Aktuelle Fotos des Synagogengrundstückes und der Gedenktafel werden noch erstellt; 
über Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica", 
Adresse siehe Eingangsseite.
Der Gedenkstein 
(Quelle: Kulturdatenbank der Region Trier
 Bitburg Synagoge 200.jpg (38650 Byte)   

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte      

Dezember 2008 - Februar 2009: Ausstellung im Kreismuseum Bitburg-Prüm: "Ansichten jüdischen Lebens - Die Synagoge von Bitburg"   
Artikel in www.input-aktuell.de   Jüdische Geschichte im Kreismuseum Bitburg-Prüm
Museumsleiter Burkhard Kaufmann berichtet über die Geschichte der Bitburger Synagoge
Bitburg
/D. (red) Über die Bitburger Synagoge berichtet Museumsleiter Burkhard Kaufmann in der aktuellen Sonderausstellung "Ansichten Jüdischen Lebens" am Sonntag, den 28. Dezember, jeweils um 15 und 16 Uhr. Bislang lag die Geschichte des jüdischen Gotteshauses fast völlig im Dunkel..."  
     
Dezember 2010: Anregung, auch in Bitburg "Stolpersteine" zu verlegen   
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 27. Dezember 2010 (Artikel): "Bitburger Grüne möchten Stolpersteine
Mit kleinen Betonsteinen, auf deren Oberseite sich eine beschriftete Messingplatte befindet, wird bundesweit bereits in mehr als 500 Städten und Gemeinden der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Auf Antrag der Grünen werden nun auch Bitburgs Gremien über die Anbringung sogenannter Stolpersteine beraten..."   
   
In der Gemeinderatssitzung vom 24. März 2011 waren die "Stolpersteine" auf der Tagesordnung; dazu der nachfolgende Bericht:  
März 2011: Ein Mahnmal soll errichtet werden - die Frage nach "Stolpersteinen" in Bitburg ist noch offen      
Artikel von Dagmar Schommer im "Trierischen Volksfreund" vom 25. März 2011 (Artikel): "Bitburg will Mahnmal für ermordete Juden
Der Stadtrat vertagte eine Entscheidung, ob auch in Bitburg Stolpersteine verlegt werden, die an das Schicksal jüdischer Mitbürger erinnern, die während der Nazi-Diktatur deportiert und ermordet wurden. Das hatten die Grünen beantragt. Zwar war sich der Rat einig, ein Mahnmal zu setzen, offen ist noch, in welcher Form..."  
     
April 2011: Artikel von Max Rosenzweig "Leben und Leiden von Juden in Bitburg" im "Trierischen Volksfreund" vom 29. April 2011: (Spurensuche mit Archivar Peter Neu). 
Link zum Artikel       
 
April 2020: Eine neue Gedenkstele ist aufgestellt  
Artikel von Dagmar Dettmer im "Trierischen Volksfreund" vom 16. April 2020: " Neue Plätze in Bitburg: Gedenkstele für den neuen Markt steht
Am Markt Bitburg - Baustelle mit Stele schreitet voran.

Bitburg  Auch wenn sonst fast alles still steht: Die Arbeiten zur Neugestaltung des Platzes 'Am Markt' in Bitburg gehen voran. Die Stele zum Gedenken an die Opfer der jüdischen Gemeinde Bitburgs, die der Künstler Sebastian Langner gefertigt hat, ist aufgestellt, wenn auch noch mit Schutzfolie verhüllt. Auch sechs neue Bäume zieren diesen Bereich des Platzes. Ein Teil des Kunstwerks ist eine eingelassene Bronzeplatte, die später als Riss im Boden deutlich wird und in die Richtung des Standorts der ehemaligen Synagoge weist. Ob die Einweihung wie geplant am 8. Mai stattfinden kann, ist derzeit laut Stadtverwaltung unklar."
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Bitburg   
bulletInformationen zur jüdischen Geschichte auf einer Seite der Kulturdatenbank der Region Trier  

Literatur:       

bulletJosef Hainz: Geschichte von Bitburg. Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes Bd. 11. Trier 1965.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 117-118 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletWilli Körtels: Die jüdische Schule in der Region Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online zugänglich (pdf-Datei).
bulletWolfgang Schmitt-Kölzer: Vor 75 Jahren: Jüdische Zwangsarbeiter aus Luxemburg an der 'Reichsautobahn' in Greimerath bei Wittlich. In: Kreisjahrbuch 2016 Kreis Bernkastel-Wittlich S. 177-183. Eingestellt als pdf-Datei (9,7 MB).  
In diesem Beitrag wird auch die Lebensgeschichte von Karl Juda (geb. 1910 in Bitburg als Sohn des 1921 an den Folgen einer Kriegsverletzung gestorbenen Heinrich Juda, gest. 1991 in Echternach) dargestellt 
bulletWolfgang Schmitt-Kölzer:  Bau der Reichsautobahn in der Eifel (1939-1941/42). Eine Regionalstudie zur Zwangsarbeit. Pro BUSINESS Verlag. 2016. 368 S.   ISBN 978-3-86460-460-7  15,00 € 
Informationen bei book-on-demand.de
.    

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Bitburg, Rhineland. Five Jews were present in 1808 and a peak of 73 (total 3.167) in 1905. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was destroyed. Of the 40 Jews living in Bitburg in the Nazi period (of whom 12 arrived after May 1933), 17 emigrated (15 to the United States). Another 15 moved to other localities in Germany and some of these presumably emigrated as well. Eight Jews were deported in 1942 to the east where they perished.    
      
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

      

 

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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020